Denn Sie wissen nicht, was Sie nicht wissen - Wegweiser
im Hundeflüsterer-Dschungel.
Schwerer als in diesen Zeiten könnte es ein
ratsuchender Hundehalter gar nicht haben. Im Dschungel der Hunde - Oberbegrifflichkeiten
ist sich selbst als erfahrener
Hundehalter, nur sehr schwer durchzukämpfen. Hundepsychologe-Hundetherapeut-
Hundeflüsterer-Hundeverhaltenstherapeut- Hundetrainer- Kynologe-Hundeguru sind
nur eine kleine Auswahl an Bezeichnungen die alle eines gemeinsam haben- es
sind freiberufliche Berufsbezeichnungen und jeder kann sich so nennen- auch
Sie! Aber wen benötigen Sie denn schlussendlich für genau Ihr Hundeproblem?
Dazu ein paar Tipps vom Profi.
Sobald Sie ein Problem mit Ihrem Hund
haben beginnt für Sie auch gleichzeitig das endlose Martyrium der mehr oder
weniger gutgemeinten Problemhunderatgeber. Jeder dessen Großvater einen
Schäferhund an der Kette hatte, fühlt sich nun berufen helfend einzugreifen und
Sie aus seinem unerschöpflichen Fundus mit therapeutischen Weisheiten zu
bombardieren. Wenn Sie hoffentlich dann
doch nicht alle Ratschläge umgesetzt haben und keinen Millimeter weitergekommen
sind oder alles noch schlimmer wurde, kommt Ihnen dann der Gedanke sich einen Profi zu engagieren. Schon haben
Sie das nächste Problem. Webseiten und
Flyer die mit begriffen um sich schmeißen, von denen Sie noch nie gehört haben,
locken mit tollen Angeboten und Versprechen.
Ein paar Aussagen und Situationen die
hinterfragt werden sollten:
1. 1. Erst nach einem persönlichen kennen lernen,
können selbst Profis eine vage Aussage über den Zeitraum einer
Therapiedauer tätigen
2. 2. Individuelle Ratschläge zu erteilen ohne
persönliches kennen lernen von Hund und Halter.
3. 3. Ein Profi wird immer erst Ratschläge verteilen
nachdem er Sie zu genüge in der jeweiligen Problemsituation beobachtet hat.
4. 4. Ratschläge sollten für Sie umsetzbar sein!
Nicht nur für den Ratgeber!
5. 5. Sie fühlen sich nicht wirklich ernst genommen
6. 6. Herablassende, abwertende und diskriminierende
Aussagen über Hunderassen. Für einen Hundepsychologen- Profi ist nicht die
Rasse, sondern der Charakter eines Hundes und seine Beziehung zur Umwelt
ausschlaggebend! Für die
Verwendungsfähigkeit in verschiedenen Hundesportarten kann durchaus sachlich
über Rasseeignung diskutiert werden.
7. 7. Wenn Sie nach der 15. Einzelstunde immer noch
an keinem Hund vorbei laufen können! Fortschritte sollten in jedem Training
ersichtlich sein und seien Sie noch so klein!
8. 8. Sie und Ihr Hund fühlen Sich völlig über-oder
unterfordert. Jeder gute Trainer oder Ratgeber gibt genau so viel Input wie Sie
umsetzen können und zeigt auf wo die „Fahrt“
hingeht.
9. 9. Ein Hundeschulkurs sollte aus nicht mehr als
10 Hund und Halter Teams bestehen sonst wird’s selbst für den Vollprofi
unüberschaubar.
1 10. Wir besuchen Sie zuhause und trainieren dort
mit Ihnen wo Sie auch Ihr Problem haben! Übersetzt heisst das: „Ich habe keinen
Hundeplatz zur Verfügung und muss zwangsläufig zu Ihnen zum arbeiten kommen!“
Nichts einzuwenden dagegen, aber fast jeder Hundeprofi hat ein Trainingsareal
und die Hundeschule ist vom Veterinäramt genehmigt. Es erleichtert den Freilauf
in Gruppen wenn eingezäunt ist und man kann Trainings Situationen ablenkungsarm
aufbauen und festigen. Natürlich
versucht eine gute Hundeschule das auf dem Trainingsgelände erlernte,
schrittweise in Alltagssituationen zu übertragen.
Eine Einteilung der Hundeberufsbezeichnungen in ihre Kompetenzbereiche:
Hundetrainer:
Der Hundetrainer
bringt Hund- und/oder Halter Übungen aus verschiedenen Hundesportarten bei. Es gibt Hundetrainer die genau definieren auf
welchen Bereich Sie sich spezialisiert haben. Z.b. Agility, Dogdance, Trickdog,
Unterordnung (Gehorsamstraining etc.). Solch einen Trainer suchen Sie auf wenn
Sie die gewünschte Hundesportart erlernen möchten oder wenn sie Probleme in
diesen Hundesportarten haben. Z.b. läuft ihr Agilitytraining nicht ganz so wie
sie wünschen, wird ihnen ein Spezialist aus diesem Bereich sicherlich am besten
weiterhelfen können. Hundetrainer aus den verschiedenen Spezialbereichen weisen
im Normalfall schon eine längere Wettkampfkarriere in „Ihren“ Disziplinen“ vor
und große praktische Erfahrung. Für therapeutische Hund- und Halter Arbeit
wenden Sie sich jedoch an einen Hundepsychologen etc.
Hundepsychologe, Hundetherapeut, Problemhundetherapeut…
Ein Hundetrainer
ist dazu da um mit Ihnen an bestimmten Übungen zu arbeiten, diese zu verbessern
oder neu beizubringen. Hingegen hat sich jeder, der eine therapeutische
Bezeichnung gewählt hat (Hundepsychologe z.b. ) dazu verschrieben mit dem
Hundehalter nach Ursachen von Verhaltens- Problemen beim Hund zu suchen, an
diesen zu arbeiten und bestenfalls zu „beseitigen“ oder zu verbessern. Dabei
handelt es sich meist um Hundeverhalten das außerhalb des zu erwartenden „Normverhaltens“
eines Hundes liegen.
Meist sind das
Probleme die den Alltag und das Zusammenleben erschweren und auch dort entstanden
sind. Um nur einige zu nennen: Leinenaggression, Menschen anspringen,
unerwünschtes Jagdverhalten, Rangordnungsprobleme zum Menschen, jegliche Ängste
– und Aggressionen beim Hund die das Zusammenleben mit dem Menschen negativ
beeinflussen oder auch gefährlich für den Hund selbst wie auch für andere
Lebewesen sein kann.
Gerade diese Berufsgruppe sollte große praktische Erfahrung im
Umgang mit Problemhunden haben. Idealerweise nicht nur von
Tierheimspaziergängen sondern vom Zusammenleben mit diesen!
Kynologe:
Kynologie ist die
Lehre von Rassen,
Zucht, Pflege, Verhalten, Erziehung
und Krankheiten der Haushunde. D.h. dass der
Kynologe einfach zuviele Bereiche hat in denen er Spazialist ist um diese
einzeln zu benennen und sich dann irgendwann dieser Berufsbezeichnung bedient.
Wie komme ich als
ratsuchender Hundehalter aber nun dahinter ob der Ratgeber oder das Angebot für
mich das richtige ist?
Auf Homepages und
Werbeflyer werden teilweise beeindruckende Vitas sugeriert und dahinter stehen
teils Halblaien die schlechte Theorieausbildungen absolviert haben. Durch
gezieltes hinterfragen können aber auch Sie heraus bekommen ob nur der Anschein
von Kompetenz erzeugt wurde oder jemand wirklich Ahnung hat von dem was er
macht. Ich habe Ihnen ein paar Fragen zusammen gestellt, anhand derer Sie sich besser
orientieren können.
Frage Nr. 1
Wieviele eigene Hunde haben/hatten Sie in ihrem Leben?
Wenn jemand therapeutische
Ratschläge über Rudelverhalten, Welpenaufzucht etc. verteilt sollte er auch
schon mit einem Rudel Hunde zusammen gelebt haben. Ein Rudel beginnt ab drei
Hunde. Von Vorteil ist es wenn es verschiedene Rassen waren und nicht gerade die üblichen „Puschelhundchen“.
Wenn Ihnen der Ratgeber erzählt er lebt seit Kindesbeinen an mit Hunden
zusammen haken Sie genauer nach. Hatten die Eltern Hunde? Wieviele? Wurden diese
ausgebildet? War derjenige dabei?
Frage Nr. 2
Wie lange üben Sie ihren Beruf schon hauptberuflich aus?
Sie können damit
rechnen dass ein Ratgeber sehr kompetent ist wenn er seinen Beruf ab fünf Jahre
aufwärts hauptberuflich betreibt. D.h. er muss davon leben. Damit meine ich
nicht die Hausfrau die sich ein paar Euro dazu verdient und auch nicht der ehrenamtliche
Aushilfshundetrainer vom Hundeplatz, sondern derjenige der nichts anderes tut
als sich mit Hunden zu beschäftigen und zwar optimalerweise nimmt der Bereich
in dem in dem Sie Rat suchen viel Raum ein. Soll heißen: Wenn ein Hundetrainer
eine Hundepension hat ist dies schon mal gut, aber Sie benötigen seinen Rat als
Hundetrainer, also sollte er den größten Teil seiner Zeit damit verbringen Hund-und
Halter zu trainieren.
Frage Nr.3
Welche Ausbildung haben Sie absolviert?
Selbst ein Profi
blickt kaum hinter die Kulissen von Hundetrainer- und Psychologen Ausbildungen.
Ich habe Ausbildungen gesehen die tolle Titel vergaben und der Azubi hatte
nicht einen Hund an der Leine! Wieviele Seminare der Ratgeber besucht hat ist
auch kein Kriterium, denn wirkliches lernen findet nur in der Praxis statt beim
„selbst tun“. Zugehörigkeit zu Verbänden sagt in den meisten Fällen überhaupt
nichts aus. Verband der blabla mit Urkunde überprüft nämlich überhaupt nicht
das Wissen und Können seiner Mitglieder, sondern kassiert nur geschäftstüchtig
seine Jahresbeiträge.
Zusammengefasst
kann man sagen: Hundetrainer, sowie alle hundetherapeutischen Berufe sind
Praxisberufe. Also sollte ihr erstes Kriterium bei der Auswahl ihres Ratgebers
die praktische Erfahrung sein. Hat dieser selbst ein Rudel Hunde, kann er aus
seiner Erfahrung sprechen. Wurde die eigene praktische Erfahrung mit Theorie-
und Praxisweiterbildungen aufgepeppt- umso besser. Dabei kommt es natürlich
immer darauf an was Sie von ihrem Ratgeber erwarten. Wenn ein Hundetrainer 20,-
€ in der Std. verlangt, weil er das nebenberuflich als Zubrot betreibt, ist das
doch völlig ok. Wenn selbiger Hundetrainer den Anschein von Profi-Kompetenz
erwecken möchte und 50 € oder mehr die Std. abrechnet ist das nicht in Ordnung!
Wenn er dabei dann noch angibt starke Verhaltensprobleme korrigieren zu können-
überschreitet er sicherlich bei Weitem seine Kompetenzen. Komisch: Niemand
würde je darauf kommen einen Kleinstadt – Hobbie- Fußballtrainer eine
Bundesliga Mannschaft trainieren zu lassen. Im Hundebereich passiert das leider ständig!
!!!Auf jeden Fall gilt bei der Auswahl ihrer
Hundeschule oder ihres Hunderatgebers: Wo Ihrem Hund Gewalt angetan wird, um Ihn zu ihrem
gewünschten Verhalten zu zwingen, sollten Sie generell schnell das Weite
suchen! Stachelhalsbänder, Kettenwürger, Schlagen, Hund auf den Rücken werfen,
Reizstromgeräte…… sind keine Erziehungshilfen und schon gar keine
therapeutischen Mittel! Das alles ist von vorgestern und hat noch keinen Hund
therapiert oder positiv erzogen! Anti – autoritäre Hundearbeit sollte im
Einzelfall auch hinterfragt werden!!!
Bei allen Ratschlägen muss bedacht
werden: „Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel“. Doch jeder seriöse
Hundefachmann wird sich gerne und geduldig Ihren Fragen stellen. Im Gegenteil:
Wir Vollprofis kennen zu genüge das Übel der Halblaien die sich als kompetent
aufspielen. Die meisten wissen nicht was Sie nicht Wissen! Ob beabsichtigt oder
nicht- richten Sie jedoch in manchen Fällen größeren Schaden als Nutzen an. Genau
deshalb freuen wir uns über Kundschaft die kritisch hinterfragt!
Peter Löser – Hundezentrum Löser